Alben der Woche: Justin Timberlake + Miley Cyrus + Drake
Wow, gleich drei Alben der Woche! Doch auch, wenn sie unterschiedlicher nicht sein könnten, passen diese drei Alben zusammen. Denn was verbindet Justin Timberlake, Miley Cyrus und Drake? Genau, sie waren mal Teen-TV-Stars. Mal sehen, was sie als Musiker zu bieten haben.
Was passiert, wenn das Fernsehen Kinder zu Stars macht und diese sich dann mit einer Musikkarriere revanchieren? Gibt es, neben den Casting-Shows, überhaupt noch eine andere Möglichkeit, um aus Kindern Stars und Sternchen zu machen? Naja, eigentlich ist uns das vollkommen egal, denn hier geht es nur um die Musik, und die Musik bestimmt dieser Tage das Leben der Multitasking-Multitalente Justin Timberlake, Miley Cyrus und Drake. Auch wenn diese gerne mal von der Musik ablenken: Justin mit lässigen Tanzeinlagen und einem Lächeln, das nicht nur Schwiegermütter lieben. Drake mit der großen Chris-Brown-Versöhnungs-Show. Und Miley mit nackten Tatsachen auf einer Abrissbirne und ihrer Zunge, die natürlich eine eigene Tumblr-Seite hat. Aber gut, genug der Ablenkung. Zunge rein. Augen zu. Musik an.
Justin Timberlake - The 20/20 Experiment: 2 of 2
Der erste Teil im Frühjahr war eine Überraschung. Eine überragende obendrein, die in bester Peer-Steinbrück-Manier dem Pop den Mittelfinger zeigte, um dann doch die Charts zu rocken. Zumindest die Albumcharts. Die Lieder waren mit sechs bis acht Minuten Länge der Maßstab, an dem sich die Pop-Puristen den Kopf zerbrachen. Sperrig vielleicht, aber doch viel eher kunstvoll, blieb der Erfolg der Singles aus. Der zweite Teil ist nun erneut eine Überraschung. Zum einen das Justin Timberlake zwei Alben innerhalb eines Jahres veröffentlicht und zum anderen ist dieses Album zugänglicher - sehr zur Freude der Pop-Puristen. Die kreative Kraft geht dabei zwar etwas verloren, dafür gibt es mehr Bombast, der den größten Entertainer im Pop-Zirkus an Legenden wie Frank Sinatra und Michael Jackson annähert und zwischen dem Glamour New Yorks und Las Vegas hin und her pendeln lässt. Neben der Single "Take Back The Night" können besonders die Songs mit Jay Z und Drake überzeugen.
Miley Cyrus - Bangerz
Der Multimedia-Super-Star Miley Cyrus bringt auch ein neues Album raus. Genau, hier geht es um die Musik, nach dem Rummel nur schwer zu glauben. "Bangerz" beinhaltet 13 Lieder, die dem Pop-Sternchen neben dem optischen auch einen klanglichen Image-Wandel bescheren sollen. Das gelingt und beginnt doch ruhig mit dem Song "Adore You", der der ganze Aufregung im Vorfeld die Dynamik zu rauben vermag. Eine in sich gekehrte Pianoballade gegen all die Hyperaktivität der Medien. Danach nimmt das Album Fahrt auf: Erst mit dem Midtempo-Ohrwurm "We Can't Stop", dicht gefolgt von "SMS" (feat. Britney Spears) mit scharfe Synthsizern und verzerrten Gitarren. Das große Highlight bleibt die Trennungsballade "Wrecking Ball", die auch ohne das Video durchaus Hitpotential hat. Daneben und dazwischen bewegt sich die 20-Jährige Miley zwischen Coming Of Age und Rebellion, nutzt härtere Beats und gefühlvolle Einlagen, um sich zu positionieren und möglichst breit aufzustellen. Ein Pop-Fan wird hier auf jeden Fall mindestens ein Lied finden, das ihm im Ohr bleibt. Ob das nun das lockere "#GETITRIGHT", das wuchtige "FU" oder das hibbelige "Someone Else" ist, wird jeder für sich entscheiden. Die vielen unterschiedlichen Gewichtungen im Sound werden dabei von flimmernd rotierenden Synthsizern zusammengehalten.
Drake - Nothing Was The Same
Belächelt mit dem ersten Album als schauspielender Rapper stieg die Anerkennung beim zweiten Album und hat sich, beim 3. Album, "Nothing Was The Same" zu einer fast ehrfürchtigen Verehrung gewandelt. Drake hat sich in diesen Liedern gefunden und manifestiert seinen Sound in all seinen Extremen. Das bedeutet, dass die Beats noch minimaler und die Sounds noch dezenter eingesetzt werden, um so Drakes inneren Dämonen den größtmöglichen Platz einzuräumen. Er scheut keine Auseinandersetzung, schon gar nicht mit und gegen die eigenen Eltern. All das wirkt aber nicht oberflächlich, sondern auch dann noch, nachdem die Musik verstummt. Drake gelingt mit "Nothing Was The Same" trotz der Konkurrenz so illustrer Hip-Hop-Größen wie Jay Z, Kanye West und Eminem ein Album, das in der Jahresabrechnung ein Anwärter auf den Thron ist.
Bleibt festzuhalten: Auch wenn alle drei Kinder des Fernsehens waren, machen sie sich gut als Popstar. Justin Timberlake ist endgültig der größte Entertainer der Popwelt. Miley Cyrus sucht in dieser Welt nach ihrer Position und liefert ein Album, das den Willen nach Veränderung vorlebt. Und Drake? Drake gelingt ein Monument von einem Album, das so klingt, als hätte er bereits als Teenager vor dem Mic und nicht vor der Kamera gestanden. Respekt!