Album der Woche: Beyoncé - Beyoncé
Das Sex gewordene neue Album von Beyoncé geistert durch die Medien. Doch was ist dran am Hype?
Als am 13.12. das neue Album von Beyoncé im iTunes Store auftauchte, war die Überraschung groß. Die Nachricht ging um die ganze Welt und die Musik schlug ein wie eine Bombe. In Windeseile wurden erste Rezensionen geschrieben, die im Rausch der Überraschung mit Lobeshymnen nicht geizten. Als Beyoncé die überraschende Veröffentlichung damit begründete, die Musik direkt nach der Fertigstellung mit den Fans teilen zu wollen, wurde sie von einer globalen Powerfrau zu einer Heldin der Herzen. Wer aber nach der Fertigstellung der Musik noch Zeit findet, 17 Videos zu drehen, dem kauft man diese Spontanität nicht ganz ab. Sei es drum, es soll jetzt um die Musik gehen.
Im Fokus stehen die Power-Balladen, die Beyoncé im Laufe ihrer Karriere perfektioniert hat. Gleich im ersten Lied läuft sie unter diesem Banner zur Höchstform auf. In "Pretty Hurts" wird der Wahn rund um die Schönheit anklagt. Beyoncé wirft mit kraftvollen Melodien um sich, als müsste sie es all ihren Kritikern beweisen. Nachdem ihr letztes Album "4" für ihre Verhältnisse ein Flop auf sehr hohem Niveau war, ist dieser Beginn ein erstes Ausrufezeichen, dem mit "Haunted" gleich ein weiteres folgt. Sechs Minuten R'n'B-Irrsinn, der in der ersten Hälfte düster elektronisch den Hörer in ungeahnte Tiefen zieht, auf dessen Boden Beyoncé samt Klavier wartet. Dann setzt der Beat wieder und Beyoncé spricht/singt sich in einen Rausch aus Lack und Leder.
Die Musik auf "Beyoncé" wird auf das Minimum aktueller R'n'B-Produktionen reduziert, jeder Bombast wird über Bord geworfen, um der Stimme von Beyoncé den größtmöglichen Platz einzuräumen. Die Musik steht auf der Höhe der Zeit, ist geprägt von elektronischen Klangerzeugern und pendelt zwischen Drake, Justin Timberlake und The Weeknd. Auch das ist ein deutlicher Schritt nach vorne, um einen Misserfolg wie bei "4" zu vermeiden.
Der Hype, der rund um das Album entstanden ist, wurde aber in erster Linie nicht durch die Qualität der Musik, sondern durch die Überraschung erzeugt. Wie es mit dem Album weitergeht, ob es im Maßstab eines globalen Superstars ein Erfolg oder Flop wird, muss sich zeigen. Musikalisch ist es auf der Höhe der Zeit, aber gemessen an Verkaufszahlen bedeutet das nicht viel. Zumindest wurden in den ersten drei Tage bereits über 800.000 Alben verkauft.
Festzuhalten bleibt, dass sich das Ehepaar Beyoncé und Jay Z im Jahr 2013 zu einem Medienimperium entwickelt hat, das zeigt, in welcher Art und Weise globale Deals zum Erfolg eines Produkts beitragen können. Während Jay Z zusammen mit Samsung (Android) einen exklusive Vertrag vereinbarte, kontert Beyoncé mit dem iTunes Store von Apple. Für alle war das ein Gewinn. Nur Microsoft schaut in die Röhre.