Album der Woche: The Weeknd - Kiss Land

Selten lag einem Musiker das Internet so zu Füßen: Jeder neue Soundschnipsel von The Weeknd wird frenetisch gefeiert, jede Ankündigung durch die Netzwerke gejagt. Jetzt hat das Warten ein Ende, das R'n'B-Meisterwerk "Kiss Land" ist da. So viel vorab: Es ist die perfekte Symbiose aus James Blake, Justin Timberlake und allen voran Michael Jackson.

War Michael Jackson eine Lichtgestalt so kommt der Kanadier Abel Tesfaye aka The Weeknd aus den Schatten der Großstadt. Dort wo die Reklame in flackernden Neonröhren kaum Licht spendet, erhellt die Musik des R'n'B-Genies die Herzen seiner Hörer.

Die Karriere von The Weeknd kam 2011 richtig ins Rollen. Damals eroberte er die Netzgemeinde mit drei kostenlosen Alben (Thursday, House Of Ballons, Echos Of Silence) und brachte das Internet zum Hyperventilieren. Die Ankündigung des ersten regulären Albums "Kiss Land" wurde dementsprechend euphorisch gefeiert. Mit dem epischen Kurzfilm zur ersten Single "Belong To The World" wurde die Vorfreude ins Unermessliche gesteigert (Musik startet bei 3:00 Minuten).

 

"Kiss Land" beginnt in sich ruhend. Flächige Sounds begleiten den Gesang, der dem Hörer in den ersten Minuten ein leises Hallo entgegen wispert und ihn zugleich in dieses Album einsaugt. Dann folgt ein Beat, der sich weit ab jeglicher Standards in elektrische Sphären türmt. Nach dem Ende von "Professional" bleibt ein erster, gehauchter Refrain in der Erinnerung zurück. Was dann folgt, grenzt an eine Revolution oder zumindest an ein Erdbeben für den R'n'B. Waren seine drei kostenlosen Alben wie ein Sturm, der das Genre auf den Kopf gestellt hat, ist "Kiss Land" nun der stille Beobachter, der wie ein Phoenix aus der Asche dem R'n'B neues Leben einhaucht. Musikalisch über alles erhaben gewinnt "Kiss Land" aus dieser Ruhe eine Kraft, deren Strahlkraft die Melancholie der Musik aus den Angeln hebt. Refrains, die den Hörer direkt abholen und zum Summen drängen, gibt es zwar keine, dennoch sind es gerade die Gesangsmelodien, die neben der perfekten Produktion in feinen Linien - und nicht mit der Brechstange - Geschichten erzählen. Dazu kommen Beatkonstruktionen, die für sich genommen in einem Museum ausgestellt werden müssten. Was The Weeknd zum Beispiel aus dem Portishead-Sample in "Belong To The World" herausholt, ist atemberaubend. Aber auch das Duet mit Drake zeigt das ganze Können dieses Ausnahmekünstlers, wie hier zu hören ist:

Weit ab von den inszenierten Marken-Maschinen à la Justin Timberlake steht The Weeknd für den leidenden Künstler, dessen Musik ein Abbild seiner Seele ist. Die Selbstzweifel wie die Verzweiflung sind durchgehend zu spüren, wie das Leid, das schwer auf ihm zu lasten scheint. "Kiss Land" ist dennoch kein schwermütiges Werk eines in Mitleid alternden Musikers. Es ist ein aufwühlendes Meisterwerk eines in sich gekehrten Revolutionärs, der den Aufstand nicht nach außen führt, sondern nach innen. Von dort erreicht er den Kopf und das Herz seiner Hörer.

Bleibt nicht viel mehr zu sagen als: Wer Musik abseits des Tellerrands mag, wird The Weeknd lieben. Wer R'n'B mag, wird The Weeknd lieben. Wer kristallklaren Gesang mag, wird The Weeknd lieben. Wer Lieder mag, die unter die Haut gehen, wird The Weeknd lieben. Und wer beim Hören die Augen schließt, könnte auf die Idee kommen, Michael Jackson sei zurück, und das besser denn je.

UPDATE: Jetzt mit Verlosung

Wir verlosen 3 mal "Kiss Land" an alle die eine Email mit dem Betreff "WEEKND" an [email protected] - Einsendeschluss ist Sonntag 08.09.13

Schlagwörter: Album der Woche , The Weeknd

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