Album der Woche: Breton – War Room Stories
Aus einem kreativen Rausch heraus, bringen Breton einen multimedialen Mix aus Elektro, Hip-Hop und Pop, der Mauern einreißt und Fundamente sprengt
Wie bei vielen Dingen im Leben ist es besonders einfach, Gewohntes, das gut umgesetzt ist, in den Himmel zu loben. Gewöhnlich ist an Breton jedoch nichts. Vor ein paar Jahren war nicht mal klar ob Breton ein Kollektiv ist, das Filme produziert und den Soundtrack gleich mitliefert oder eine Band, die nebenbei auch Filme drehte. Nun steht zumindest das fest: Breton sind eine Band, die mit "War Room Stories" ihr zweites Album veröffentlicht.
Elektro, Hip-Hop und Pop: Drei Genres, die von Breton verkabelt, durch Effekte geschleift, im Sequenzer zerstückelt, modifiziert und neu zusammengesetzt werden. Beim Verlassen der Boxen vibrieren die Membranen, vibrieren die Ohren. Der hoch infektiöse Mix manifestiert sich direkt im ersten Song von "War Room Stories". Dieses sich stetig bewegende Schelmenstück namens "Envy" treibt den Pop an seine Grenzen und geht doch ins Ohr. Auch wenn jedes Instrument für sich genommen nicht mit Standards kokettiert, verbinden sich alle Elemente und kompilieren in der Summe einen Hit wie er im Buche steht. Aber hört selbst "Envy":
Der weitere Verlauf des Albums ist geprägt von waghalsigen Versuchen, der Popmusik neue Facetten zu schenken. "s4" zeigt wie sphärisch ein versteckter Break-Beat mit rhetorischen Mitteln in ein Gemisch aus Synthesizern und gezupften Geigen versetzt wird. Was sich gewöhnungsbedürftig liest hört sich erstaunlich locker an. "Closed Category" spielt sich mit Klavier, gesampelten Sprachfetzen und einer einschmeichelnden Melodie in einen entspannten Rausch, der von dem unruhigen Puls des Schlagzeugs angetrieben, und von Streichern getragen wird. Mächtig, und ein wenig düster, pumpt „Got Well Soon“ seine bassig synthetischen Sounds aus den Boxen. Betron haben diesem Lied ein Video auf den Leib gezaubert das das Talent der Band zum Filmemachen zeigt.
Breton spielen Musik für das Multimediale Zeitalter in dem alles immer zur Verfügung scheint. Das dem nicht so ist, wissen Breton. Sie wissen aber geschickt alle technologischen Handgriffe zu nutzen, um aus "War Room Stories" ein Abbild seiner Zeit zu machen. Eine Zeit voller Hashtags, Smilies und Whistleblowern, in der die Geheimdienste und großen Unternehmen alle Daten sammeln -ohne zu wissen, was sie eigentlich damit wollen. Breton klingen daher wie Twitter Feeds in einer sich stetig wandelnden Statusnachricht voller Nullen und Einsen. Das Ergebnis ist faszinierend und fesselnd ohne Abgehoben zu sein. Pop 2.0 in Perfektion.
Verlosung:
Wir verlosen "War Room Stories" zweimal an alle, die eine Mail mit dem Betreff "Breton" an [email protected] schicken. Einsendeschluss ist der 09.02.2014. Viel Glück.