Flaggschiffrennen: Lumia 830 im Test
Bei der Vorstellung im September in Berlin war klar, das Lumia 830 konkurriert mit dem auf dem Markt befindlichen Lumia 930 als echtem Flaggschiff. Diese Konkurrenzsituation bleibt bei der Kaufentscheidung bestehen.
Das Lumia 830, als erstes bezahlbares Flaggschiff vermarktet, ist ein wertigs Smartphone. Der schicke Alurahmen, ähnlich wie beim Lumia 930, trägt den Löwenanteil dazu bei. Das 830, ein 5-Zöller, liegt damit sehr gut in der Hand. Das bunte Cover, das sich löblicherweise wechseln lässt, verleiht unserem Testgerät im kräftigen Orange einen extravaganten Akzent und fühlt sich griffig an, ohne billig zu wirken. Darunter verbergen sich wechselbarer Akku, Nano-SIM-Slot und Micro-SD-Einschub. Letzterer nimmt SD-Karten bis 128 GByte auf. Das Telefon selbst bringt, als erstes kleines Leck im Flaggschiff, nur 16 GByte internen Speicher mit, von dem sich das Betriebssystem noch einen Teil abzwackt. Zumindest für Musik und Fotos ist die Anschaffung einer Speicherkarte Pflicht.
Bei der Inbetriebnahme, die mit dem Öffnen und Wiederanbringen des Covers beginnt, war uns etwas mulmig zumute. Jede Menge sehr kleine Füßchen und Befestigungsnippel wollen beim Verschließen wieder eingerastet und eingeclipst werden, damit das Cover sitzt. Eine Tätigkeit, die wir nicht gerne jeden Tag machen würden, was aber auch nicht nötig ist. Das Wechselcover sitzt anschließend nahtlos und fest. Zum ersten Öffnen hat Microsoft übrigens eine kleine Lasche angebracht, die den Weg zur richtigen Vorgehensweise weist.
Das Display des Lumia 830 überzeugt. Das Glas eröffnet im Vergleich zu älteren Windows Phones - wie etwa dem Lumia 1020 - eine neue Dimension, was das Wischen und Tippen betrifft. Alle Fingerbewegungen laufen wie geschmiert. Zudem verschmutzt das Display zumindest im subjektiven Eindruck weniger und es lässt sich einfacher reinigen. Obwohl das 830 bei der Auflösung kein Full-HD schafft, sondern sich mit 720p (720 x 1280 Pixel) begnügen muss, ist der Bildschirm klar, farbenfroh und für Windows Phone 8.1 mit Denim-Firmware von Nokia perfekt skalierend. An die 5-Zoll-Dimension gewöhnt man sich sehr schnell, der Rückschritt auf ein kleineres Display fällt schon nach kurzer Zeit schwer. Dazu trägt auch bei, dass das Lumia 830 ein schlankes Leichtgewicht ist. Lumia 920 und 1020 wirken dagegen schon pummelig. Das Lumia 930 kann in Sachen Tiefe und Gewicht ebenfalls nicht mithalten, auch wenn es einige Millimeter kürzer ist. Das Lumia 830 misst 13,94 x 7,07 x 0,85 Zentimeter und bringt 150 Gramm auf die Waage.
Das im Inneren des 830 ein relativ schwachbrüstiger Snapdragon 400 von Qualcomm mit vier Kernen Dienst tut, könnte ein weiterer Schrammen im Flaggschiff-Image sein. Im Normalbetrieb fällt das allerdings weniger ins Gewicht. Das nominell schnellere Lumia 930 zieht in dieser Hinsicht nicht meilenweit davon. Spiele reagieren beim Lumia 830 flüssig, der Start von Apps in der Regel ebenfalls. Fraglich ist im Einzelfall ohnehin, wer für den langsameren Start verantwortlich ist, die Hardware des Telefons oder die Programmierung der App. Wer Fan von sehr grafikintensiven Spielen ist, sollte dennoch das inzwischen kaum mehr teurere Lumia 930 in Erwägung ziehen. Alle anderen Nutzer sind mit der Systemleistung gut bedient. Mit einem GByte Arbeitsspeicher kommt man in der Windows Phone Welt ebenfalls zurecht, aber auch hier muss sich das 830 zum Flaggschiffanspruch hin eher strecken.
Die 10 Megapixelkamera mit PureView-Technologie und dem vom Hersteller als kleinsten optischen Bildstabilisator versehen macht bei guten Lichtverhältnissen ausgezeichnete Fotos. Daran gibt es nichts zu meckern. Der fortschrittlichen Zeiss-Optik und dem Stabilisator sind am Rücken eine kleine Ausbuchtung im Cover geschuldet. Die fällt aber, im Vergleich zum Kamera-Buckel des Lumia 1020 marginal aus. Die Finger laufen beim Halten des 830 nicht Gefahr, der Kamera unangenehm in die Quere zu kommen, auch wenn die Ausbuchtung spürbar ist. Was die Frontkamera betrifft, müssen 1,2 Megapixel reichen, was wenig berauschend ist, ein Weitwinkelobjektiv schafft zwar mehr Platz für Köpfe, wenn es um Selfies in der Gruppe geht, die 5-Megapixel-Frontkamera des Selfie-Phones Lumia 735 beherrscht diese Disziplin allerdings sehr viel besser.
Das Lumia 830 bietet, wie auch das 735, den sogenannten SensorCore. Diese Technologie nutzt die im Telefon integrierte Hardware (Kompass, Beschleunigungssensor, GPS) um dem Fitness-bewussten Nutzer die Schritte zu zählen. Die vorinstallierte MSN-App Gesundheit und Fitness errechnet daraus die verbrannten Kalorien, die zurückgelegte Distanz und die aktive Zeit. Kompatibel sind alle Apps, die sich des SensorCore-SDKs bedienen, also etwa auch miCoach und Track and Run. Das Aufzeichnen mit MSN Gesundheit und Fitness klappt im Test leidlich gut. Im Gegensatz zu Fitness-Trackern für das Handgelenk wie dem Fitbit Flex oder dem eben vorgestellten Microsoft Band, muss dann aber auch das Handy immer dabei sein. Das Update des Blick-Bildschirms, das mit Denim Einzug hält, erlaubt es, die Daten der Fitness-App auf dem Glance-Bildschirm anzuzeigen.
Fazit:
Das Lumia 830 ist bei den derzeitigen Windows Phones unser Favorit. Der schmal dimensionierte interne Speicher lässt sich durch microSD-Karten aufrüsten, der Akku ist damit auch wechselbar. Besonders gefallen das Display und dessen Bedienung. Ein Pluspunkt ist auch das geringe Gewicht des 5-Zöllers. Das konkurrierende Lumia 930 mit besseren Innereien was Prozessor, RAM, interner Speicher und Kamera betrifft – und auch der Option, mit anstehenden Updates 4k-Videos zu drehen – tut sich für unsere Begriffe schwer, das 830 auszustechen. Das liegt besonders am Formfaktor. Das Lumia 830 ist gegen das 930 leicht und schlank und wirkt deshalb - nunja - moderner. Von den Straßenpreisen her gesehen sind die beiden Telefone derzeit nicht mehr weit auseinander. Das Lumia 830 dürfte bei den Preisen aber noch Spielraum nach unten haben.