Steve Ballmer spricht über seinen Rücktritt
In einem Interview mit dem Wall Street Journal hat der scheidende Microsoft-Chef über die Gründe gesprochen, die zu seinem Rücktritt führten.
Ursprünglich wollte Ballmer die Neuausrichtung von Microsoft noch selbst vollenden und dem Unternehmen vier weitere Jahre als Chef vorstehen, bis sein Sohn mit der High School fertig gewesen wäre. Denn mit dem Verwaltungsrat lag er durchaus auf derselben Wellenlänge, dass Microsoft sich vom schrumpfenden PC-Markt lösen und auf Mobilgeräte und Online-Dienste konzentrieren müsse.
Doch das Kontrollgremium habe mächtig Druck gemacht, Ballmer solle schneller handeln - der allerdings wollte nach eigener Aussage nicht den Gang wechseln, bevor das neue Windows ausgeliefert sei. Als er sich dann Anfang 2013 intensiv um die Reorganisation gekümmert habe, sei der Druck weiter erhöht worden.
Irgendwann im Mai sei ihm beim Bummeln nach einem morgendlichen Lauf klargeworden, dass sich Microsoft ohne ihn womöglich schneller verändern könne. Letztendlich müsse Microsoft ein Muster durchbrechen, so Ballmer im WSJ, und er sei Teil dieses Musters. Beispielhaft führt er hier eine Episode an, als er einen 56seitigen Report zu Apps und Services erhielt und anschließend um eine Kurzversion mit drei Seiten bat - dabei aber Unverständnis erntete, schließlich habe er immer alle Daten und Details gewollt.
Zudem hätte es, egal wie schnell er die Veränderungen vorangetrieben hätte, immer Zweifel gegeben, wie ernst er es meine - auch bei sich selbst. Im Geheimen habe er daher rund 40 Entwürfe für seine Rücktrittserklärung verfasst und noch im Mai einige Personen bei Microsoft informiert. Im Juni sagte Ballmer bei einem Treffen des Verwaltungsrats, dass er gerne noch einige Jahre weitermachen würde, es aber nicht sinnvoll sei, den Konzernumbau für jemand anderen zu beginnen. Am 21. August schließlich gab es dann eine Telefonkonferenz, bei der der Verwaltungsrat Ballmers Rücktritt akzeptierte.