Album der Woche: MGMT - MGMT
Als Beatles und Beach Boys Lieder erschufen, deren Ideen und Melodien die Charts aus den Angeln hoben, waren die Möglichkeiten des Songwritings noch stark limitiert. Wie es klingen würde, wenn diese Bands in der Gegenwart die Möglichkeiten von Computern ausgereizt hätten, zeigt das neuen MGMT-Album.
Beatles wie Beach Boys waren das Non Plus Ultra des Songwritings und sind es heute noch. Zu viele Bands berufen sich auf die großen Vorbilder und benutzen Versatzstücke dieser, um die eigene Musik aufzuwerten. Einen ähnlichen und doch ganz anderen Weg schlagen MGMT auf ihrem dritten Album ein. War die Band seit jeher stark an den Harmonien des Pops und deren Ausreizung interessiert, folgt nun mit einer simplen wie radikalen Idee der Paukenschlag: MGMT nehmen nicht mehr nur die Harmonien und bauen diese in den eigenen Kontext, sondern bedienen sich bei den Ideen und schicken diese durch Kabel, an Eines und Nullen vorbei, durch Effektegeräte direkt in die Gegenwart.
Klingt erst mal kompliziert, zugegeben. Der Hörer findet sich aber im folgenden recht simplen Bild, inmitten eines Regenbogens wieder. Gut, der erste Reflex der Augen ist natürlich: Überforderung wegen der reizüberflutenden Farbexplosionen. Wer den Augen aber ein wenig Zeit schenkt, der bekommt alle Farben in ihrer reinsten Form geboten. Ähnlich verhält es sich beim ersten Kontakt mit dem neuen MGMT-Album, das den Hörer mitten in einen Ozean aus Klängen wirft, in dem alles nichts und vieles zugleich ist.
Daher ist erst mal Vorsicht geboten. Nach zahlreichen Hits und Singalongs wie "Kids" und "Time To Pretend", in denen dem Hörer eine farbenfrohe Welt offenbart wurde, steht er mitten drin im Rausch der Farben. Manche würden jetzt eine Schublade öffnen, auf der in großen Lettern "psychedelisch" steht, andere lassen es bei der guten alten Popmusik, Old School sozusagen, die MGMT in letzter Konsequenz in die technisierte Gegenwart bringen. Der erste Song "Alien Days" weiß dies gleich zu belegen. Nach kristallklarem Beginn wischt die Verfremdung über die Instrumente, ohne die sich steigernde Melodie zu gefährden. In Slow-Motion landen MGMT einen bezaubernden Popsong. "Cool Song No. 2" treibt diesen Pop in die Tiefen des Voodoo und wieder zurück. Wie sich ein Lied anhört, das aus einer Höhle hinter einem Wasserfall gespielt wird, zeigt "Mistery Disease". Ein Lied, das sich dem Hörer erst verweigert, bis dieser erkennt, dass das Rauschen des Wassers kein Störfaktor ist, sondern ein weiterer Mosaikstein im Gesamtkunstwerk. "Your Life is A Lie" ist für MGMT eine ähnliche Zäsur wie einst Song 2 für Blur. Der größte Hit offenbart sich aber in "Plenty Of Girls In The Sea", ein Lied, das genau die Schnittstelle zwischen Old School und New School trifft.
Lange Rede kurzer Sinn: Wer die Vorsicht über Bord wirft, sich die Zeit nimmt, um das Album zwei- oder dreimal zu hören, der erlebt am eigenen Leib, wie es sich anfühlen muss, als Raupe in einen Schmetterling verwandelt zu werden. Wenn die Flügel zum ersten Flug ausholen. Getragen von der Leichtigkeit des Seins erklingen die Lieder von MGMT und blicken dem Hörer entgegen, als wäre diese Musik nichts weiter als große Kinderaugen und der Hörer ein Süssigkeitenladen. Ja, die Musik will gehört werden und sie gibt dafür alles.
Verlosung
Wir verlosen zwei Exemplare von MGMT unter allen, die bis zum 22.09.2013 um 23:59 eine Mail mit dem Betreff "MGMT" an [email protected] schicken.