Album der Woche: Figub Brazlevic – Ersatzverkehr
19 Songs. 31 Beats. 24 MCs. 8 Djs. Figub Brazlevic vereint all das auf seinem Hip Hop Mammut Projekt namens "Ersatzverkehr".
Im Grunde ist „Ersatzverkehr“ ein Remix-Album. Das ist aber nur der allerkleinste gemeinsame Nenner. Figub Brazlevic schafft es, den Rahmen eines Remix Albums mit Inhalten zu füllen, die die Grenzen eines solchen pulverisiert. Das zeigt sich vor allem darin, dass er aus 19 verschiedenen Tracks ein homogenes Album erschaffen hat, aber auch darin, dass er die Unterschiede der verschiedenen Künstler aufrecht erhält. Was sich wie ein Paradoxon liest, klingt auf „Ersatzverkehr“ in all seinen Folgen und Konsequenzen richtig.
Der rote Faden durch "Ersatzverkehr" sind die Old School Beats, die Figub aus den 90er Jahren in die Gegenwart morpht. Wer sich an "Illmatic" von Nas erinnert, wird sich schnell im Sound von Figub Brazlevic zu recht finden. Das zeigt sich vor allem im zweiten Track "Dicke Hipster", dessen Vibe die Straßen New Yorks mit denen von Berlin kreuzt.
Neben dem New Yorker Vibe durchziehen Soul, Jazz und Funk die Tracks. Die Gewichtungen unterscheiden sich zwar von Song zu Song, der Spirit, der dadurch entsteht, unterstützt die Old School Beats und vor allem den Vibe des gesamten Projekts. Das ist auch grundlegend, denn ohne diesen Gesamtkontext würde ein derlei gewaltiges Projekt im klanglichen Chaos enden.
Die 19 Tracks beinhalten zwar keine großen Stars, dafür aber viele aufstrebende Talente. Darunter jungen Nachwuchshoffnungen von Showdown Records, Mortis und Shawn The Savage Kid, oder auch der junge Amerikaner Dillon Cooper. Dessen Song "Kung Foo" wird mit einem jazzigen Basslauf neu definiert und von den düsteren Häuserecken in den verrauchten Jazzclub gehievt. Das dies nicht in einem Megafail endet, ist der Verdienst von Figub Brazlevic, der für jeden einzelnen Track ein feines Gespür beweist und mit der vorhandenen Musik und der Version, die ihm vorschwebte, in ein Zwiegespräch fällt, bis das beste Ergebnis für den Song erzielt wurde.
"Ersatzverkehr" ist daher keine Ansammlung von Remixen. Es ist ein rundes und in sich geschlossenes Album, das für die meisten Lebenslagen ein idealer Soundtrack ist.