Album der Woche: Beatsteaks - Beatsteaks

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Ein neues Beatsteaks-Album verspricht krachende Rockhymnen für den endlosen Sommer - klar. Aber die Beatsteaks sind weit mehr als eine Partyband.

Einst im Schmelztiegel zwischen Bier und Punk geboren, entwickelten sich die Beatsteaks zu einer der besten deutschen (Live) Bands überhaupt. Die Band als energiegeladen zu bezeichnen wäre zu schwachbrüstig für die Testosteron-Granaten die von den Beatsteaks gezündet werden. Machos sind sie aber deswegen noch lange nicht. Denn ihre Musik bedient den schmalen Pfad der Authentizität in Mitten globaler Vermarktungsstrategien. Und hey, die Beatsteaks bieten trotzdem wirklich jedem den Anreiz zum Mitsingen:  Biertrinkenden Rockern genauso wie schüchternen Studentinnen, eng umschlungenen Pärchen, spießigen Bänkern, Hipstern, Hipster-Hassern und selbst Eltern samt ihrer Kinder. Alle stehen nebeneinander auf dem Konzert und jubeln dieser Band zu.

 

"Beatsteaks" wird eröffnet von "A Real Paradise" und einem heiseren "Good Morning" in dessen Anschluss die Beatsteaks aufs Gaspedal treten und mit dem ersten Song auch gleich den ersten Hit abliefern. Mit "DNA" lassen sie den Zweiten folgen und erhöhen damit die Vorfreude auf die Konzerte der Berliner Band. Bei "Up On The Roof" treiben sich Gitarren und Schlagzeug gegenseitig an und werden von Kopfstimme ins Nirvana gesungen.

 

Die Beatsteaks rocken aber nicht nur, sie spielen Partituren des Spaßes auf ihren Instrumenten, die für Band und Fans ein einziges und scheinbar ewig anhaltendes Fest sind. Ihr neues Album führt diese Geschichte mit breitem Grinsen fort. Wo andere Bands Gitarren bemühen müssen, um zu rocken, rocken die Beatsteaks bereits wenn nur ihr Name ausgesprochen wird. Aber "Beatsteaks" geht noch weiter. Denn hier wird die Freude an der Musik mit cleveren Arrangements und diversen extravaganten, wie herausragenden Ideen kombiniert.

 

Da passt die erste Single "Gentleman Of The Year" perfekt ins Bild. Ein Song der anfangs etwas unspektakulär aus dem Boxen kommt, der aber genau das Gegenteil ist: Spektakulär. Die Cleverness, mit der dieser Song den elektronischen Post Punk von The Rapture in das Beatsteaks Universum katapultiert, zeigt nicht nur das musikalische Talent der Band, sondern auch deren Drang, sich künstlerisch zu verwirklichen. "Creep Magnet" und "Pass The Message" reihen sich hier perfekt ein und erweitern das Konzept um den stoischen Indie-Rock von Spoon zu tanzbaren Beatsteaks Hymnen.

Was in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts die Tanzkapellen in Großstadt Clubs waren, sind im 21. Jahrhundert Bands wie die Beatsteaks. Sie gehören zum Establishment und treten selbigen in den Hintern. Sie sind verrucht und doch irgendwie angepasst und leben genau von dieser Konstellation. Sie bringen Spaß zu 100 Prozent und lassen diesen zu 100 Prozent kunstvoll erklingen. Und das nicht weil sie es müssen, oder weil sie es können, sondern weil sie Bock drauf haben.

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