Windows Phone für den Massenmarkt
Unter der Haube
Aus Windows Phone User 03/2014
Die Liste an Neuerungen in Windows Phone 8.1 ist lang, doch Microsoft hat nicht nur für die Nutzer ein dickes Paket an neuen Features geschnürt, sondern auch für die Smartphone-Hersteller. Die sollen das Betriebssystem nicht mehr so stiefmütterlich wie bisher behandeln und fleißig neue Geräte mit Windows Phone 8.1 auf den Markt bringen, weshalb Microsoft einiges unternommen hat, um seine Plattform attraktiver zu machen.
Zwei Stoßrichtungen hat Microsoft vorgesehen: günstige Einstiegsgeräte auf der einen Seite, mit denen man vor allem in sogenannten Emerging Markets wie Indien und China punkten will, und Android-Hersteller auf der anderen Seite, die ihre vorhandene Android-Hardware einfach mit Windows Phone bestücken sollen.
Beides ist durchaus nachvollziehbar. Das Einstiegsmodell Lumia 520 ist mittlerweile der Bestseller im Nokia-Portfolio, ergo ein Marktsegmet ausgemacht, in dem Windows Phone gut ankommt und kräftig wächst – Grund genug, hier nachzulegen. Android-Hersteller dagegen hatten bislang wenig Anlass, auf Windows Phone zu setzen, da ihre Android-Geräte sich gut verkauften und der Aufwand, ein Windows Phone zu produzieren, das sich deutlich schlechter verkaufen würde, in der Regel kaum lohnte. Das hat Microsoft erkannt und daher die Hürden für die Herstellung eines Windows Phones gesenkt. Die Plattform soll endlich den Massenmarkt erobern, so das Ziel.
Niedrigere Anforderungen
Mit Version 8.1 unterstützt Windows Phone auch die 200er- und 300er-Chipsatzserien der Snapdragon-Reihe von Qualcomm. Beide können in günstigen Einstiegs- und Mittelklassegeräten zum Einsatz kommen und sollen für neue Windows Phones am unteren Ende des Spektrums sorgen.
Darüber hinaus verabschiedet sich Microsoft von einigen Dingen, die bisher für Windows Phones zum Pflichtprogramm gehörten: den typischen Windows-Phone-Tasten für Zurück, Startscreen und Suche sowie vom Kamera-Button. Natürlich wird es weiterhin Windows Phones geben, die all das mitbringen, doch Microsoft schreibt sie nicht mehr vor. Das macht die Geräte in der Produktion billiger und bewegt vielleicht den ein oder anderen Hersteller, sich die Sache mit Windows Phone zu überlegen. Die Kamera wird dann statt über einen Hardware-Button über einen Button in der Kamera-App ausgelöst. Und genauso gibt es künftig eine Leiste mit virtuellen Tasten für Zurück, Startscreen und Suche, die unten auf dem Display eingeblendet wird. Der Nutzer kann sich aussuchen, ob diese Leiste dunkel ist, sich farblich der geöffneten App anpasst oder in der eingestellten Akzentfarbe von Windows Phone daherkommt. Die Leiste verschwindet nach einiger Zeit von selbst, wenn man das in den Optionen so einstellt, kann aber auch per Wischer ausgeblendet werden.
Hinzugekommen ist mit Windows Phone 8.1 der Support für zwei SIM-Karten in einem Gerät, was Windows Phone vor allem in den Emerging Markets helfen dürfte, wo Dual-SIM-Smartphones ein großes Ding sind. Für beide SIM-Karten gibt es auf dem Startscreen eine Telefon- und Nachrichtenkachel, diese lassen sich aber auch verknüpfen. Praktisch: In den Kontakten kann festgelegt werden, welche SIM-Karte standardmäßig für Anrufe und SMS an diesen Kontakt zum Einsatz kommen soll.
Einstieg für Hersteller
Über ein neues Hardware-Partner-Portal will Microsoft Hersteller besser bei der Produktion von Windows Phones unterstützen. Dort sollen alle Hardware-Partner die notwenigen Werkzeuge und Dokumentationen vorfinden, um effizient und effektiv ein Windows Phone auf den Markt zu bringen.
Ebenfalls hilfreich sein dürfte zudem die Tatsache, dass Microsoft sein Smartphone-Betriebssystem in Zusammenarbeit mit Qualcomm für das Qualcomm Reference Design Program (QRD) fit gemacht hat. Hersteller können so auf erprobte Designs und Smartphone-Komponenten zugreifen, die problemlos mit Windows Phone zusammenarbeiten, und sparen sich so einiges an Entwicklungsaufwand. Im Prinzip könne man einfach ein Hardware-Design nehmen, das bisher für ein Android-Gerät verwendet wurde, und mit Windows Phone bespielen, erklärte der bei Microsoft für OEM-Geschäfte verantwortliche Nick Parker auf dem Mobile World Congress.