Album der Woche: Leslie Clio - Gladys
Amy Winehouse, Feist, Joss Stone und Norah Jones sind (und waren) Frauen, die der Musik ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben. In diese Kerbe schlägt auch Leslie Clio, denn sie weiß, dass der eigene Weg wichtiger ist als jeder Erfolg. Mit ihrem Debütalbum "Gladys" sollte der Erfolg dennoch nicht lange auf sich warten lassen.
Ist das jetzt schon Soul oder noch Pop? Birgt die Antwort auf diese Frage überhaupt eine Erkenntnis? Klar ist, dass eine derartige Frage den musikalischen Kosmos von Leslie Clio eingrenzt. Man kann zwar versuchen zu erörtern, in welche Richtung ihre Lieder driften, bleibt aber dem Kern des Albums "Gladys" fern. Die Musik bedient sich mitunter der Stilmittel der oben genannten Genres, ist aber weit davon entfernt, sich anzupassen oder gar zu kopieren. Es ist vielmehr so, dass hier eine junge Frau versucht, zusammen mit ihrem Produzenten (Nikolai Patthoff / Tomte), eine eigene Welt zu kreieren und in elf Liedern zu manifestieren. Auf "Gladys" gelingt das sehr gut.
Der Pop ist dennoch spürbar, denn die Musik will gefallen. Sie lehnt sich dem Hörer ans Ohr, schnippt mit den Fingern, klatscht und infiziert den Organismus mit Melodien, die hängen bleiben und denen man gerne nachhängt. Die beiden Singles "Told You So" und "I Couldn't Care Less" stehen sinnbildlich dafür. "Gladys" hat aber weit mehr zu bieten als diese beiden Hits. Rhythmus zum Beispiel, wenn Bass und Schlagzeug im Spiel brüchige Muster legen, um im Refrain gradlinig aufzugehen (wie in "Gotta Stop Loving You"). In „Island“ werden elektronische Beatschnipsel mit Orgelsounds, Gitarren und Synthesizern kombiniert, die zusammen mit der Stimme von Leslie Clio ein großes flehendes Lied zu Tage tragen. Apropos Stimme: Es gibt Momente, in denen das Können von Amy Winehouse aufblitzt, in anderen die Zerbrechlichkeit von Feist. Leslie Clio spielt damit und wechselt die Intensität, um den Liedern den letzten Schliff zu verpassen.
"Gladys" ist sicher nicht perfekt oder gar ausgereift. Es ist in erster Linie ein abwechslungsreiches Album, das neben zwei großen Hits vor allem gute Musik zu bieten hat. Es ist aber auch ein Debüt, das einen Grundstein legt, der aus Leslie Clio einen großen Star machen könnte. Aber der Erfolg ist ihr ja nicht wichtig, so lange sie ihren eigenen Weg geht. Und diesen soll sie bitte auch weiter verfolgen, dann stehen die Chancen gut, dass Leslie Clio in ein paar Jahren in einem Atemzug mit den großen Musikerinnen unserer Zeit genannt wird.
Interpret: Leslio Clio
Album: Gladys
Label: Vertigo