Aus Windows Phone User 06/2012
Nach wie vor ist Office der Goldesel bei Microsoft, mit keinem anderen Produkt macht der Konzern mehr Umsatz – nicht mal mit Windows. Die Software ist unangefochtener Marktführer, doch die Konkurrenz wächst. Google bietet mit "Text & Tabellen" ein Gratis-Office, das vollständig online läuft, und Apple hat mit seinen Office-Apps perfekt auf die Bedienung per Fingertipp ausgelegte Programme.
"Cloud" und "Touch" heißen die großen Trends in der IT-Welt – denen Microsoft immer noch hinterherläuft. Mit Windows 8 und nicht zuletzt mit Office 2013 möchte die weltgrößte Softwarefirma den Rückstand aufholen. Es könnte gelingen, wie ein Blick auf die Office-Preview zeigt, die Microsoft inzwischen als kostenlosen Download anbietet. Allerdings: Das neue Office unterstützt weder Windows XP noch Vista. Nur unter Windows 7 und 8 lässt es sich installieren. Ein radikaler Schritt, Altlasten loszuwerden.
Office im Abo
Office 2013 selbst ist gar keine große Innovation, denn so bezeichnen die Entwickler lediglich die lokal installierte Version des neuen Büropakets. Word, Excel, Powerpoint und die anderen bekannten Anwendungen bestückt mit ein paar neuen Funktionen – das ist Office 2013. Erst in Kombination mit Office 365 wird es interessant. Das Online-Office bietet Microsoft schon seit einigen Jahren für Unternehmen an, früher unter dem Namen "Business Productivity Online Service", und mit dem neuen Office-Release auch für Privatanwender. Man möchte Office nicht mehr unbedingt als Produkt verkaufen, für das einmal gezahlt und das dann auf einem Computer installiert und genutzt wird.
Zwar wird auch Office 2013 im Laden auf DVD oder als Download in Form von Einzelplatzlizenzen erhältlich sein. Doch Microsoft bevorzugt künftig ein Abomodell, in der IT-Sprache "Software as a Service" genannt: Der Benutzer zahlt eine monatliche oder jährliche Gebühr und erhält damit das Recht, stets die aktuelle Version von Office zu installieren. Das günstige Paket für Privatanwender heißt dabei "Office 365 Home Premium" und enthält Word, Excel, Powerpoint, OneNote, Outlook, Publisher sowie Access. Diese Programme darf man auf bis zu fünf Geräten parallel installieren – seien es nun Windows-PCs, Macs, Tablets oder Smartphones. Für Letztere ist allerdings noch keine spezielle Office-Version angekündigt worden.
Zum anderen darf der Abonnent die Online-Dienste von Office 365 nutzen, die ihm weltweit an jedem Gerät mit Internetzugang zur Verfügung stehen. Dazu zählen etwa der Cloud-Speicher Skydrive, die Office-Web-Apps und andere Features, auf die wir in diesem Artikel noch zu sprechen kommen.
Die Sache mit dem Touch
Neben der engen Verknüpfung von Desktop-Software und Online-Service hat Microsoft es auf die stark wachsende Zahl an Smartphones und Tablets abgesehen, die Anwender per Fingerberührung bedienen. Ebenso wie Windows 8 nutzen auch Office 2013 und Office 365 die neue Metro-Benutzeroberfläche, wenn auch nicht ganz so offensichtlich. Das Interface von Word & Co. ist viel schlichter und geradliniger als das seiner Vorgänger. Es gibt viel Weißraum und wenige Farbakzente. Insgesamt kann sich der Nutzer auf das Wesentliche, nämlich die Inhalte, konzentrieren. Besonders auf Touch-Geräten mit wenig Platz spielt das schnörkellose Design seine Vorzüge aus. Darüber hinaus bieten alle Anwendungen einen sogenannten Touch-Modus, der bei Bedarf eingeschaltet wird. Dieser sorgt dafür, dass Schaltflächen und Menüs im Ribbon mehr Platz erhalten und somit besser mit dem Finger ausgewählt werden können. Allerdings ändert sich das Aussehen des Interfaces dadurch nur geringfügig, wie die Abbildungen 3 und 4 zeigen.
Die einzige Office-Anwendung, die bedingungslos an die Touch-Bedienung angepasst wurde, ist OneNote. Damit ist jedoch nicht die Version gemeint, die standardmäßig zu Office 2013 gehört, sondern die spezielle App, die Nutzer von iOS, Android, Windows Phone und Windows 8 zuerst herunterladen müssen. Unter Windows 8 ist es die erste und bisher einzige Office-App im Metro-Stil, zu finden im Windows Store unter der Bezeichnung "OneNote MX". Sie nutzt statt eines klassischen Menüs einen Kreis, der je nach Bedarf Formatierungswerkzeuge, Farben oder andere Funktionen bereitstellt. Ob auch spezielle Word-, Excel- und Powerpoint-Versionen für Tablets und Smartphones erscheinen, wird sich zeigen. Solange müssen Anwender mit dem Touch-Modus vorliebnehmen.
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