Album der Woche: Maxim - Staub
In der Dreigroschenoper von Brecht heißt es: "Ja, renn nur nach dem Glück - doch renne nicht zu sehr - denn alle rennen nach dem Glück - das Glück rennt hinterher". Maxim findet sich auf seinem vierten Album "Staub" in einer ganz ähnlichen Situation wieder. Doch ganz am Ende findet er einen Ausweg.
Maxim sieht den Träumen beim Platzen zu. Er ist ein glückloser Pfennig und begräbt die Hoffnungen einer ganzen Generation. Alles scheint zu zerfallen, dabei geht es auf "Staub" weniger um Vergängliches als vielmehr um die Dinge, die allgegenwärtig und beständig sind. Wie die Liebe, die einfach nicht vergeht und jeden Tag aufs Neue schmerzend ihre Stiche setzt. Auf Maxims viertem Album "Staub" blendet dieser Herzschmerz den Verstand mit einer Sehnsucht, die alles in Flammen setzt. Das ist wenig hoffnungsvoll, aber tief beeindruckend.
Die Sonnenstrahlen, die durch den aufgewirbelten Staub drängen, bedecken die Welt mit einem ockerfarbenen Schleier. Doch Maxims Sonnenstrahlen spenden weder Wärme noch Erleuchtung. In den Schatten, die dadurch entstehen, wird jedoch deutlich, dass die Last der Realität zwar schwer wiegt, jedoch nicht allein geschultert werden muss. Maxim ist mit seinen Worten ein treuer Gefährte für all jene, die das Gefühl kennen, auswegslos im turbulenten Gefühlschaos zu stecken. Dabei sind es die Erinnerungen, die mit Qual auf die Tage blicken lassen, in denen es nur noch darum geht zu funktionieren: mechanisch, im Gleichschritt, wie ein Soldat im Krieg.
Maxim ist kein Pessimist, auch wenn das so wirkt. Er ist vielmehr Realist: "Das Glas ist so voll, und das Gras ist so grün wie es ist", singt er in "Haus aus Schrott". Mit dieser Haltung versucht er, sich so groß zu machen wie möglich. Nur wer aufrecht steht, findet seinen Weg, auch wenn der erlösende Horizont sich immer weiter entfernt und der Schmutz der Stadt präsenter wird.
Musikalisch wandelt Maxim auf einem schmalen Grat zwischen Gisbert zu Knyphausen ("Verschwende deine Zeit") und Herbert Grönemeyer ("Fanatisch"), mit einer Prise Casper ("Das Grizzly Lied"). Eine gewagte Kombination, die alle Stärken der genannten Künstler vereint und auch deren Fans vereinen könnte.
Maxim gelingt mit "Staub" ein Popalbum, das unter die Haut geht. Wohlgemerkt: Keine seelenlose Konzeptmusik, sondern ein Konzeptalbum über den Kampf mit der eigenen Seele. Aber am Ende ist nicht alles trostlos, denn während bei Brecht das Glück noch hinterher rennt, befriedet sich Maxim mit seiner Situation: "Und das Glück steht vor Dir an der Straße und hält den Daumen raus. Und du hältst an und es steigt ein und alles ist O.K., wenn du in den Rückspiegel schaust."